Ringvorlesung: Radiophonie. Übertragungen zwischen Wellen und Rauschen

Ringvorlesung, 27.08.-20.12.2018
Donnerstags, 18:00-20:00 Uhr, Museum Tinguely, Basel

Die Ringvorlesung begleitet die Ausstellung Radiophonic Spaces im Museum Tinguely. Diese Ausstellung präsentiert die Geschichte der Radiokunst als begehbaren Radioraum, experimentelles Archiv, Studio und Bühne der Sounds. Ergänzend dazu fragt die Ringvorlesung nach Verhältnissen zwischen Sound und Radiowellen und wie dabei technische, ästhetische und politische Dimensionen der Radiophonie ineinandergreifen.

Radiophonie

Begriff und Phänomen der «Radiophonie» rufen stets Relationen auf: Technik und Klang, Übertragen und Sagen, Senden und Gesendetes, Trägerfrequenz und Audiosignal, Figur und Grund, Immaterialität und Materialität der Kommunikation. Radiophonie umfasst die Institution Radio und das technische Gerät. Radiophonie setzt ästhetische, institutionelle, technische und medienarchäologische Fragestellungen ins Verhältnis. Wenn etwa die Grenzlinie zwischen Klang und Geräusch in der Musiktheorie des zwanzigsten Jahrhunderts heftig umkämpft wurde, entspricht das der technisch-mathematischen Unterscheidung von Signal und Rauschen nur ungefähr. Aber es wird deutlich, dass jede Kulturisation elektromagnetischer Wellen ein Prozess der Verhandlungen und Erfindungen ist, in dem ständig auch ihr möglicher Zusammenbruch miteinkalkuliert werden muss.

Wenn Rundfunkgesellschaften ingenieurstechnische Standards setzen, dann erziehen sie und standardisieren damit zwar auch die Ohren der Hörerinnen und Hörer, liefern jedoch zugleich den Ausgangspunkt für experimentelle Formen, die gerade an und mit den Grenzen dieser Standards operieren. Werden auf der einen Seite Formen der Verstetigung, Stabilisierung oder Institutionalisierung von Regeln und Regelmässigkeiten eingeführt, lässt sich auch eine Geschichte des Radios als Geschichte von Störungen, Instabilitäten und Transgressionen beschreiben. Die Geschichte einer solchen Radiophonie ist eine der Entwürfe und Öffnungen hin auf radiophone Zukünfte; zugleich aber stellt sich die Frage nach Archiven des Radios, die der Logik der Signale oder jener der kulturellen Ordnungen folgen können.

Die Ringvorlesung versammelt eine Reihe von Ansätzen, Perspektiven und Verfahren zur Frage, wie sich in solchen doppelten Verhältnissen mit und über Radiophonie denken lässt und wie dabei historische, technische, ästhetische und politische Dimensionen der Radiophonie ineinandergreifen.

Programm

27.09. Daniel Gethmann (Graz):
Radiophonie. Medienarchäologie einer Utopie

 

 

 

04.10. Geert Lovink (Amsterdam):
 Souveräne Medien: Von Freiem Radio bis Podcasts

 

 

 

11.10. Friedrich Knilli (Berlin)
Höllenfahrt. Ein Radiolehrstück über deutschnationale Terroristen und deren Opfer
Achtung, diese Veranstaltung dauert ausnahmsweise länger: 18:00 bis 21:00 h

 

 

 

18.10. Cornelia Epping-Jäger (Bochum)
Schnittkompositionen. Radiophone Ästhetik in Rolf Dieter Brinkmanns Die Wörter sind böse

 

 

 

25.10. Carolyn Birdsall (Amsterdam)
Radiophonic Experiments, Recording and the Invention of Radio Studies, 1924-1945

 

 

 

01.11. keine Vorlesung

 

 

 

08.11. Diana McCarty (Berlin)
Born in Flames. Mind Blowing Radio Presents

 

 

 

15.11. Wolfgang Ernst (Berlin)
Radio, eigentlich. Eine Kritik des Radiootozentrismus

 

 

 

22.11. Anna Friz (Santa Cruz)
Distance, Difference and Reverie: Encountering Transmission Ecologies Through Radio Art

 

 

 

29.11. Verena Kuni (Frankfurt)
Anti-Pattern

 

 

 

06.12. keine Vorlesung

 

 

 

13.12. Katja Rothe (Berlin)
Radio Seelen: Die Etablierung der Sozialpsychologie im Kontext des Radios

 

 

 

20.12. François Bonnet (Paris)
Radio Spectral

Weitere Informationen: www.radiophonic-cultures.ch/events/radiophonics-lecture-series/

Eine Veranstaltung des Lehrstuhls für Medienästhetik, Seminar für Medienwissenschaft, Universität Basel.