Autorin:
Judith Willkomm, M. A.
(DFG-Graduiertenkolleg “Locating Media” der Universität Siegen)
Titel:
Tiere, Töne: Tatsachen? Zur Rolle von Medientechnologien in bioakustischer Feldforschung
Abstract:
Die Bioakustik ist ein Forschungsfeld, das in den 1950er Jahren aus den technischen Möglichkeiten der Schallspeicherung und -übertragung erwuchs und die Tontechnik als epistemisches Werkzeug in ihren Forschungsalltag einband. Seither helfen Tonaufnahmen der Biologie die akustische Kommunikation von Tieren zu studieren und deren auditive Wahrnehmungsformen zu ergründen.
Doch der Einsatz von Medientechnologien in der bioakustischen Feldforschung erfolgt nicht ohne Hürden und Irritationen. Denn was geschieht, wenn die Geräte nicht das aufnehmen, was die Forschenden im Feld hören oder unhörbares sichtbar wird? In welchen Momenten ist die Technik (nur) widerständiges Werkzeug bei der Datenerhebung und wann wird sie zum Medium, das die Sinne der Forschenden erweitert?
Der Vortrag möchte zum einen den Kontrast zwischen den Hörpraktiken der Forschenden im Feld und den visuellen Repräsentationen der Tondokumente im Erkenntnisprozess diskutieren. Zum anderen soll auf die Möglichkeiten und Unmöglichkeiten der Feldtechnik und deren Einfluss auf bioakustische Forschungsansätze aufmerksam gemacht werden und der Frage nachgegangen werden, wie diese sich analog, ergänzend aber auch in Abgrenzung zu Laborstudien entwickelt haben.
Literatur:
Bruyninckx, Joeri: „Sound Sterile: Making Scientific Field Recordings in Ornithology“ in: Pinch, Trevor/Bijsterveld, Karin (Hg.): The Oxford Handbook of Sound Studies. Oxford [u.a.] 2011, S. 127-150.
Kohler, Robert E.: Landscapes and Labscapes: Exploring the Lab-Field Border in Biology. Chicago, London: 2002.
Vogl, Joseph: „Medien-Werden: Galileis Fernrohr“ in: Engell, Lorenz/Vogl, Joseph/Siegert, Bernhard (Hg.): Mediale Historiographien (Archiv für Mediengeschichte Bd.1), Weimar 2001, S. 115- 124.
Kurzvita:
Judith Willkomm, M.A. (*1981) studierte Europäische Ethnologie und Medienwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin. Ihren Studienabschluss erlangte sie im Sommer 2012 mit einer Magisterarbeit zum Thema: „Wie wird der Ton zum Fakt? Zum Stellenwert von Tonaufnahmegeräten in der bioakustischen Feldforschung.“ In ihrem Promotionsprojekt knüpft sie an ihre Forschungsergebnisse an und untersucht die aufkommende Bedeutung von Medientechnologien in den Feldwissenschaften am Beispiel der Bioakustik. Mit ihrer interdisziplinären Studie verbindet sie praxistheoretische Ansätze mit ethnografischen Methoden und medienwissenschaftlichen Perspektiven. Seit Oktober 2012 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin im DFG-Graduiertenkolleg „Locating Media“ an der Universität Siegen.
Aktuelle Publikation:
Willkomm, Judith: „Die Technik gibt den Ton an: Zur auditiven Medienkultur der Bioakustik.“, in Volmar, Axel/Schröter, Jens (Hg.): Auditive Medienkulturen. Techniken des Hörens und Praktiken der Klanggestaltung. Bielefeld 2013 (im Erscheinen), S.393 – 417.
Schreibe einen Kommentar
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.