Call for Articles (30.07.12): „John Cage und technische Medien“ – kunsttexte.de

Die Sektion Auditive Perspektiven der Online-Zeitschrift kunsttexte.de plant ein Themenheft (3/2012) zum Thema “John Cage und technische Medien”.
Deadline für Abstracts: 30.07.2012
Deadline für Textabgabe: 30.08.2012
John Cage wäre in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden. Anläßlich dieses Jubiläums widmet sich die kommende Ausgabe der kunsttexte.de / Sektion Auditive Perspektiven der ästhetischen Relevanz technischer Medien in seinem Oeuvre.

Wie kaum ein anderer Komponist seiner Zeit hat Cage sich künstlerisch zur Medientechnik positioniert. Über seine bekannteren “Medien-Kompositionen” für Radio (Imaginary Landscape No. 4), Plattenspieler (Imaginary Landscape No. 5, 33 1/3) oder Tape (Williams Mix) hinaus hat Cage sich allerdings auch mit Fernsehtechnologie beschäftigt, mit Mikrophonen wie Telephonen experimentiert, Fotozellen zur performativen Klangsteuerung eingesetzt, Computermusik komponiert und kurz vor seinem Tod ein großes Filmprojekt fertiggestellt. Der Fokus auf technische Medien in Cages Oeuvre zielt nicht nur auf Aspekte des musikalischen Materialbegriffs und technisch induzierter Performanz, sondern soll gleichermaßen die medienepistemologischen Dimensionen seiner künstlerischen Praxis aufzeigen.

John Cages idiosynkratische Fragestellungen nach der Materialität von Medien, nach Übertragen, Speichern und Prozessieren als Konstituenten ästhetischer Praxis machen nicht zuletzt die Aktualität seiner künstlerischen Antworten aus. Entscheidende produktionsästhetische Aspekte von Cages Arbeiten lassen sich als Konsequenzen medienarchäologischer Überlegungen verstehen. Beispielsweise ist die Zeit-Raum Proportionalität in Cages Notationen, die zunächst am technischen Instrumentarium entwickelt, und später prominent in Music of Changes und 4’33” zur Anwendung kam, ein Derivat des Zeitregimes der Bandmaschine. Auch steht Cages musikalischer Indeterminismus als Order-From-Noise-Prozess im Zeichen einer technisch-kybernetische Ästhetik, wenngleich Zufall als kompositorische und performative Taktik bei Cage immer wieder intentional an menschliche Agenten rückgekoppelt wird. Imaginary Landscape No. 4, eine per Zufallsoperationen ermittelte Komposition für 24 Performer an 12 Radios, wäre ein solches Beispiel für das Aufeinandertreffen von algorithmischer Kompositionmethode, Ortsspezifik und den performativen Emergenzen der Bedienung technischer Apparate durch den Menschen.

In diesem Spannungsfeld ist das kommende Themenheft angesiedelt. Jeweils auf bestimmte Technologien fokussierte Einzelbeiträge (Radio, Plattenspieler, Mikrophon, Tape, TV/Video, Film, Computer) sollen dabei einen vergleichenden Blick auf Cages medienkünstlerische Strategien freigeben. Übergreifende Darstellungen zur Fragen der Medienreflexivität bzw. Intermedialität in Cages Oeuvre können fruchtbare Querverbindungen zwischen den Einzelanalysen herstellen. Die kunsttexte.de-Redaktion (Jan Thoben, Shintaro Miyazaki) der Sektion Auditive Perspektiven freut sich über Beiträge aus unterschiedlichen Fachbereichen.

Die Textbeiträge sollten eine max. Zeichenzahl von 20.000 nicht überschreiten.
Bitte senden Sie uns ein kurzes Abstract mit Titelvorschlag (max. 3000 Zeichen) bis zum 30.07.2012 zu.

Shintaro Miyazaki: miyazaki[at]kunsttexte.de
Jan Thoben: thoben[at]kunsttexte.de