Zum dritten Mal bieten wir den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Konferenz illusion immersion involvement auf dem Campus der Fachhochschule Kiel die Gelegenheit, Werkstatt, Büro oder Studierstube sowie wissenschaftliche Fachdisziplin hinter sich zu lassen und von frischer Seeluft beflügelt in die fachübergreifende Diskussion zum Thema Atmosphären einzutauchen. Darüber hinaus besteht wieder die Gelegenheit, sich von innovativen Unternehmen die neuesten technischen Entwicklungen im Bereich Immersion zeigen zu lassen und einen Einblick in das Erzeugen von Atmosphären zu bekommen.
Neben bereits etablierten Forschenden soll 2012 nun auch Jungwissenschaftlerinnen und Jungwissenschaftlern die Möglichkeit geboten werden, ihre Forschungen einer interessierten Öffentlichkeit zu präsentieren und sich über disziplinäre Grenzen hinweg auszutauschen.
Das Organisationsteam der dritten interdisziplinären Konferenz illusion immersion involvement [iii3] freut sich daher auf die Einsendungen von Vortragsabstracts, die sich mit dem Begriff der Atmosphäre in Theorie und Praxis auseinandersetzen. Die Neue Phänomenologie und die Neue Ästhetik, wie sie von den Philosophen Hermann Schmitz und Gernot Böhme definiert wurden, haben ihn zum festen Inventar aktueller und alltäglicher ästhetischer und aisthetischer Phänomene gemacht: den Begriff der Atmosphäre. Mit der Immersions- und Präsenzforschung, wie sie sich seit den 60er Jahren aus der VR- und Simulationsforschung entwickelt hat und anschließend von der Kunstgeschichte, Bild- und Medienwissenschaft weitergeführt worden ist, gewinnt dieser Begriff nun auch im Kontext der aktuellen Medienevolution an Gewicht.
Im Begriff der Atmosphäre wird eine Grenzauflösung artikuliert, wie sie auch in den Phänomenen der Rezentrierung, Deplatzierung oder Entgrenzung mitschwingen, die so typisch sind für die Beschreibung der Immersion oder Präsenzerfahrung. Sich in eine Atmosphäre hineinzubegeben, bedeutet in sie einzutauchen. Atmosphären können als gestimmte Räume (Elisabeth Ströker) verstanden werden, als quasi subjektive Gefühle (Hermann Schmitz) oder als Sphären gespürter leiblicher Anwesenheit (Gernot Böhme). Sie sind der Modus in welchem sich Objekte, Kunstwerke, Räume, Szenen und Szenographien den Rezipierenden präsentieren. Atmosphären zu spüren, bedeutet die Präsenz und Gestimmtheit des ästhetischen Objekts, welches sie erzeugt, sinnlich wahrzunehmen. Atmosphäre und Stimmung bilden folglich zwei untrennbar miteinander verschlungene Konzepte.
So bezeichnet Atmosphäre eine objektiv bestehende und spürbare Gegebenheit, während sich der Begriff der Stimmung auf einen affektiv-emotionalen Zustand des spürenden Subjekts bezieht. Die Stimmung ist als diffuse emotionale Hintergrundtönung zu verstehen, die jedoch ohne konkretes intentionales Objekt bleibt (im Unterschied zur konkreten Emotion). Das aisthetische Phänomen der Atmosphäre unterläuft die Subjekt-Objekt-Differenz: Das atmosphärische Objekt evoziert eine Stimmung, es affiziert das Subjekt, welches dies entweder als Ingressions- oder Diskrepanzerfahrung sinnlich wahrnimmt und erlebt.
Das primäre Thema der damit verbundenen neuen Sinnlichkeit ist dasjenige, was wir empfinden, spüren, fühlen. Es geht nicht vorrangig um objektives Wissen, sondern um subjektives Erleben, um leibliche Welterfahrung. Damit werden Atmosphären zentrale Elemente einer Theorie der leiblichen bzw. somatischen Immersion, deren Wechselwirkung mit kognitiven Prozessen noch näher zu differenzieren ist. Dies klassifiziert die Atmosphäre als eine sinnliche – gleichsam synästhetische – Erfahrung, die man jedoch nicht rational bzw. reflexiv an einzelnen Sinnesmodalitäten oder bestimmten Objekteigenschaften festmachen kann. Atmosphäre ist ein Emergenzphänomen.
Dennoch scheint es erstrebenswert, diesem Phänomen auf den phänomenologischen Leib zu rücken und seine Strukturen und Wirkungen näher zu ergründen.
Bitte senden Sie Ihre Vortragsabstracts unter Angabe des Namens und der Institution bis zum 21. Mai an Dr. Patrick Rupert-Kruse über immersive-medien@fh-kiel.de. Der Umfang der Einsendungen sollte eine DIN A4 – Seite (Times New Roman; Schriftgröße 12; 1,5 Punkt Zeilenabstand) nicht überschreiten.
Willkommen sind Vorschläge aus den Bereichen Architektur, Literatur, Design, Musik, Sound- und Audiodesign, Film, Theater, Virtual Reality, Games u.a. Die Vorträge können sich mit der theoretischen Fundierung der Begrifflichkeiten auseinandersetzen, psychologischen und physiologischen Problemstellungen sowie praktischen Anwendungen in Kunst und Medien uvm.
In Koordination mit der Konferenz iii3 wird vom 1. bis 4. November erstmalig das Koordinaten – Festival der räumlichen Medien stattfinden. Das Festival widmet sich der künstlerischen Nutzung und Erforschung umgebender Medien und bietet Medienschaffenden im Rahmen eines Wettbewerbes ein Forum, um ihre Arbeiten zu präsentieren. Weitere Informationen erhalten Sie über koordinaten@fh-kiel.de.
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